Scopeclock
Aus BraLUG-Wiki
Inhaltsverzeichnis |
Vorwort
Der folgende Artikel ist noch nicht vollständig. Er dokumentiert den derzeitigen Stand der Überlegungen und Realisierungen zum Projekt "Scopeclock". Auch in der Endversion wird höchstwahrscheinlich keine wasserdichte Nachbauanleitung zu erwarten sein. Der Text soll lediglich Hilfestellungen zu eigenen Experimenten und Projekten geben.
Warum schon wieder eine Uhr?
Die Darstellung der Uhrzeit ist schon eine interessante Geschichte, mit der man sehr viel Zeit(:-)) verbringen kann. Dass ich mich damit auch ab und zu beschäftige, zeigen einige Uhren-Projekte, die in diesem Wiki zu finden sind. Ich unterscheide dabei zwei Kategorien von Uhrenprojekten:
- Zeitdarstellung in ungewöhnlicher Form
- Zeitdarstellung auf ungewöhnlicher Hardware
Mein letztes Uhren-Projekt, eine Nixie-Uhr, gehört in die zweite Kategorie. Die dabei verwendete Röhrentechnik ist so faszinierend, dass ich den Entschluss gefasst habe, eine weitere Uhr aufzubauen, die ein noch ungewöhnlicheres Ausgabemedium verwendet...
Was ist eine "Scopeclock"?
Herzstück einer Scopeclock ist eine Kathodenstrahlröhre, wie sie z.B. in analogen Oszilloscopen als Anzeigeeinheit eingebaut ist. Prinzipiell wird in einer solchen Röhre ein Elektrodenstrahl erzeugt, welcher in x- und y-Richtung ablenkbar und jeder Zeit abschaltbar (austastbar) ist. Trifft dieser Strahl auf den eingebauten Leuchtschirm, leuchtet die entsprechende Stelle. Erfolgt die Ablenkung und Austastung des Kathodenstrahls in zeitlich geeigneter Art und Weise, können damit Linien, Punkte etc. erzeugt werden. Mit einem Oszilloskop wird damit z.B. der zeitliche verlauf einer Spannung dargestellt. ...und bei einer Scopeclock werden aus den Linien und Punkten Ziffern/Zeichen, Uhrenziffernblätter und Uhrzeiger zusammengesetzt...!
Sucht man bei der Suchmaschine seiner Wahl nach entsprechenden Bildern (Suchbegriff: Scopeclock), erahnt man, wie eine solche Uhr aussehen könnte. Die Bilder zu meinem Scopeclock-Simulator deuten ähnliche Darstellungsformen für Datum/Uhrzeit an.
Scopeclock-Simulator
Komischerweise fragt man sich als Softwareentwickler (fast) immer zuerst, wie müßte ungefähr das Programm, der Algorithmus aussehen, wenn man dieses und jenes Ergebnis haben möchte. Hat man ein wenig Zeit, schreibt man halt einen Simulator, um ein wenig zu experimentieren...
Im Fall der Scopeclock kommt allerdings noch ein weiterer Aspekt hinzu: für die Ansteuerung der Anzeigeröhre soll ein Mikrocontroller (Hersteller/Typ steht zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest) eingesetzt werden. Wegen des begrenzten Programmspeichers und Geschwindigkeit müssen Algorithmen gefunden werden, die schnell und platzsparend arbeiten. Gerade bei der Darstellung des analogen Ziffernblattes (es handelt sich bekanntlich um einen Kreis) verbietet es sich also Rechenoperationen mit Komma-Zahlen (welcher konkrete Typ auch immer) zu verwenden. Damit sind auch die originären Winkelfunktionen tabu! Weiterhin musste ein einfache Möglichkeit her, mit der man Zahlen (und andere Zeichen) platzsparend und skalierbar erzeugen kann.
Ergebnis ist ein Scopeclock-Simulator, der in Tcl/Tk geschrieben wurde. Innerhalb der Software wurden die beiden vorgesehenen Anzeigemodi (eine analoge und eine digitale Darstellungsform) umgesetzt. Sämtliche verwendete Algorithmen kommen mit 16-Bit-Integer aus. Eine Portierung der entscheidenen Tcl-Routinen in C sollte problemlos möglich sein. Speziell wurde folgendes getestet/umgesetzt:
- Definition der Zeichen als Punktfolgen, die mit Geraden untereinander verbunden werden und skalierbar sind
- Zeichnen von Linien mit Hilfe des Bresenham-Algorithmus (Kreise zeichnen auch, wird aber wahrscheinlich später nicht benötigt...)
- Berechnung von Winkelfunktionen mit Hilfe einer Lookup-Tabelle und temporärer Skalierung auf verlustminimierter Integer-Operationen
Im Simulator wird nicht die eigentliche Ansteuerung der Oszillographenröhre nachgestellt. Es wird von der Annahme ausgegangen, dass es einen zweidimensionalen Bildspeicher (128x128x1 Bit, also in 2048 Byte RAM abbildbar) gibt, in dem das anzuzeigende Bild statisch aufgebaut wird. Dieser Bildspeicher wird später zyklisch fortlaufend (Stichwort: Timer-Interrupt) von einer weiteren Routine ausgelesen werden, die wiederum die Hardware (insbesondere Digital-/Analog-Wandler) zur Röhrenansteuerung mit Daten versorgt.
Ein paar vorbereitende Software-Experimente
Irgendwo muss man anfangen! Mit 600V "in Hardware" wollte ich nicht beginnen. Also musste ein analoges Oszilloscope her, welches in X-/Y- sowie Z-Richtung ("Strahl-Helligkeit") jeweils seperat ansteuerbar ist. Ein gutes altes EO-174A aus DDR-Zeiten scheint genau das Richtige für diese prinzipielle Experimente zu sein und konnte im Bekanntenkreis aufgetrieben werden... Später kam dann ein EO 213 zum Einsatz.
Einfach mal etwas auf dem Oszi ausgeben...
Einfachste Geschichte ist, wenn man aus zwei Bits vier Punkte ({L, L}, {H, L}, {H, H}, {L, H}) aus den resultierenden Spannungspegeln für Low/Height generiert und an den entsprechenden X-/Y-Eingängen des Oszi ausgibt. Für ein Stellaris Launchpad würde das dazu notwendige Programm wie folgt aussehen:
#include "inc/hw_memmap.h" #include "inc/hw_types.h" #include "driverlib/gpio.h" #include "driverlib/sysctl.h" #define XY_PORT_BASE GPIO_PORTB_BASE #define XY_SYSCTL_PERIPH SYSCTL_PERIPH_GPIOB #define PIN_XOUT GPIO_PIN_0 #define PIN_YOUT GPIO_PIN_1 #define DELAY 100 int main() { SysCtlPeripheralEnable(XY_SYSCTL_PERIPH); GPIOPinTypeGPIOOutput(XY_PORT_BASE, PIN_XOUT|PIN_YOUT); while (1) { GPIOPinWrite(XY_PORT_BASE, PIN_XOUT|PIN_YOUT, 0); SysCtlDelay(DELAY); GPIOPinWrite(XY_PORT_BASE, PIN_XOUT|PIN_YOUT, PIN_XOUT); SysCtlDelay(DELAY); GPIOPinWrite(XY_PORT_BASE, PIN_XOUT|PIN_YOUT, PIN_XOUT|PIN_YOUT); SysCtlDelay(DELAY); GPIOPinWrite(XY_PORT_BASE, PIN_XOUT|PIN_YOUT, PIN_YOUT); SysCtlDelay(DELAY); } }
Striche zeichnen
Neben dem Stellaris Launchpad kam bei diesem Versuch ein Digital/Analog-Wandler (DAC) vom Typ TLC7528 zum Einsatz. Dieser DAC besitzt 2 Kanäle mit jeweils 8-Bit Breite. Die Kanalwahl erfolgt über ein entsprechendes Eingangs-Pin und die umzusetzenden Digitalwerte werden parallel an den DAC weitergegeben. Das Datenblatt des TLC7528 sollte genügend Aufklärung geben. Für diesen Versuch wurde der DAC im "Voltage Mode" betrieben. Mit den beiden DAC-Kanälen werden die Spannungswerte für die x- und y-Auslenkung am Oszi generiert. Der Rest sollte aus dem Quelltext hervorgehen:
#include <stdint.h> #include "inc/hw_memmap.h" #include "inc/hw_types.h" #include "driverlib/gpio.h" #include "driverlib/sysctl.h" // Daten-Port DAC (TLC7528) #define DATA_OUT GPIO_PIN_0|GPIO_PIN_1|GPIO_PIN_2|GPIO_PIN_3|GPIO_PIN_4|GPIO_PIN_5|GPIO_PIN_6|GPIO_PIN_7 #define DATA_PORT_BASE GPIO_PORTB_BASE #define DATA_SYSCTL_PERIPH SYSCTL_PERIPH_GPIOB // Steuerleitungen DAC (TLC7528) #define DAC_CTL_PORT_BASE GPIO_PORTE_BASE #define DAC_CTL_SYSCTL_PERIPH SYSCTL_PERIPH_GPIOE #define DAC_AB GPIO_PIN_1 #define DAC_WR GPIO_PIN_2 #define DAC_CS GPIO_PIN_3 #define DAC_CH_A 0 #define DAC_CH_B DAC_AB #define MAX_X 255 #define MAX_Y 255 #define DT_X 255/MAX_X #define DT_Y 255/MAX_Y // ********************************* void xy_set(uint8_t x, uint8_t y) { // x GPIOPinWrite(DAC_CTL_PORT_BASE, DAC_AB, 0); GPIOPinWrite(DATA_PORT_BASE, DATA_OUT, x*DT_X); GPIOPinWrite(DAC_CTL_PORT_BASE, DAC_WR, 0); GPIOPinWrite(DAC_CTL_PORT_BASE, DAC_WR, DAC_WR); // y GPIOPinWrite(DAC_CTL_PORT_BASE, DAC_AB, DAC_AB); GPIOPinWrite(DATA_PORT_BASE, DATA_OUT, y*DT_Y); GPIOPinWrite(DAC_CTL_PORT_BASE, DAC_WR, 0); GPIOPinWrite(DAC_CTL_PORT_BASE, DAC_WR, DAC_WR); // Punkt kurz halten SysCtlDelay(20); } // ********************************* int abs(int value) { return value<0 ? -value : value; } // ********************************* // http://de.wikipedia.org/wiki/Bresenham-Algorithmus // void line(int x0, int y0, int x1, int y1) { int dx = abs(x1-x0), sx = x0<x1 ? 1 : -1; int dy = -abs(y1-y0), sy = y0<y1 ? 1 : -1; int err = dx+dy, e2; /* error value e_xy */ for(;;){ /* loop */ xy_set(x0,y0); if (x0==x1 && y0==y1) break; e2 = 2*err; if (e2 > dy) { err += dy; x0 += sx; } /* e_xy+e_x > 0 */ if (e2 < dx) { err += dx; y0 += sy; } /* e_xy+e_y < 0 */ } } // ********************************* // ********************************* // ********************************* int main() { // Systemtakt 80MHz... SysCtlClockSet(SYSCTL_SYSDIV_2_5 | SYSCTL_USE_PLL | SYSCTL_OSC_MAIN | SYSCTL_XTAL_16MHZ); // ...DAC-DATA-Port SysCtlPeripheralEnable(DATA_SYSCTL_PERIPH); GPIOPinTypeGPIOOutput(DATA_PORT_BASE, DATA_OUT); // ...DAC-Control-Pins SysCtlPeripheralEnable(DAC_CTL_SYSCTL_PERIPH); GPIOPinTypeGPIOOutput(DAC_CTL_PORT_BASE, DAC_AB|DAC_WR|DAC_CS); // ... CS=Low; WR=Hight GPIOPinWrite(DAC_CTL_PORT_BASE, DAC_WR|DAC_CS, DAC_WR); while (1) { line (0, 0, MAX_X, 0); line (MAX_X, 0, MAX_X, MAX_Y); line (MAX_X, MAX_Y, 0, MAX_Y); line (0, MAX_Y, 0, 0); line (0, 0, MAX_X, MAX_Y); line (0, MAX_Y, MAX_X, 0); } }
Damit sind eigentlich alle Voraussetzungen vorhanden, die Software für die Scopeclock zu schreiben, denn wenn man Punkte und Linien zeichnen kann, sollte alles andere kein Problem darstellen. Der Rest ist dann nur noch Fleißarbeit, wie man auf den folgenden Bildern sieht:
Die Geschichte mit der ausreichend schnellen Ansteuereinheit
Kluge Leute haben irgendwann mal ermittelt/festgestellt, dass das menschliche Auge recht träge ist. Ab einer Bildwiederholfrequenz von ca. 50Hz werden die einzelnen Bilder nicht mehr als flimmernd empfunden. OK, dass scheint also die magische Zahl zu sein!
D.h. aber auch, die Ansteuereinheit der geplanten Scopeclock, vornehmlich der verwendete Mikrocontroller (MCU), muss schnell genug sein, die Bilddaten 50 Mal in der Sekunde zu berechnen und an den angeschlossenen Digital-Analog-Wandler weiterzugebenen. Eine Milchmädchenrechnung würde ungefähr so aussehen:
- ein kompletes Bild muss in 1/50Hz=20ms fertig berechnet und ausgegeben sein → hört sich noch nicht ungemein schnell an...
- wenn ein Bild aus vielleicht 2000 Bildpunkten besteht, muss einer von diesen Punkten, im Mittel, in ca. 20ms/2000=0,01ms berechnet sein → jetzt wird es wohl doch spannend...
- ...denn 1/0,00001s=100kHz!
Was heißt das? Eine mit 20MHz getaktete MCU hat also im Mittel(!) 200 Taktzyklen Zeit einen Bildpunkt zu berechnen. Schon recht sportlich, denn:
- dauert jeder Maschinenbefehl wirklich nur einen Taktzyklus?
- den nächsten Punkt in einem Kreis oder auf einer gedachten Linie berechnen mit 200 Maschinenbefehlen? OK, vielleicht in Assembler, aber wer will das schon wirklich? (Anmerkung: Wer jetzt meint, ein einmal vorberechnetes Bild würde ja auch gehen, ist auf dem Holzweg! Dieses Bild muss ja auch irgendwo eine festgelegte Größe haben, z.B. 128x128=16384 Bildpunkte, ...upps Faktor 8 im Vergleich zu 2000 Bildpunkten → 200/8... nur noch 25 MCU-Takte pro Bildpunkt berechnen/ausgeben/etc. ...!)
- "nebenbei" müssen auch noch ein paar andere Dinge erledigt werden (z.B. Datum/Uhrzeit hochzählen, Bedienung etc.)
- ...und, kein Mensch plant gleich von Anfang an, hart an den Grenzen!
Aus diesem Grund wurde mit dem LM4F120H5QR (MCU-Takt 80MHz) auf einem Stellaris Launchpad eine ausreichend schnelle MCU für das Projekt gefunden. Das diese Wahl nicht unbedingt falsch war, bestätigen die real ermittelten Werte für die erreichten Bildwiederholfrequenz in den verschiedenen Anzeigearten (...und ja, jeder Bildpunkt wird dabei in jedem auszugebenden Bild entsprechend neu berechnet!) → siehe auch Bild zu diesem Absatz!
Meine Scopeclock
Hardware
Kathodenstrahlröhre
Die Anschaffung der notwendigen Kathodenstrahlröhre war die erste vollendete Tatsache (also die erste finanzielle Ausgabe) zu diesem Projekt. Meine Wahl fiel auf ein Exemplar mit "niedrigen" Betriebsspannungen, eine DG7-32 von Philips. Da solche Röhren nicht mehr im regulären Handel erhältlich sind, wurde sie über ein bekanntes Internet-Auktionshaus beschafft. Einige spezialisierte Privathändler haben ebenfalls solche Bauteile im Sortiment (z.B. "Frag' Jan zuerst").
Datenblatt der Kathodenstrahlröhre DG7-32
...achso, "Niedrige Betriebsspannungen" bedeuten immer noch ca. 600V für die Gitterspannung...;-) Bei anderen Röhrentypen geht das auch schon mal weit über 1000V!
Netzteil
Heute kam mein bestellter Ringkerntrafo (und die Röhrenfassung) an. Diese beiden Teile habe ich bei Jan Wüsten geordert.
Das heißt also, dass es jetzt langsam mit dem Aufbau der Hardware losgehen kann, wenn der Rest der notwendigen Bauteile von meinem Lieblings-Elektronik-Versender angekommen sind...
Als Vorlage für Netzteil wird die entsprechend angepasste Schaltung aus dem Projekt von Sascha Ittner (Seite 2 bis 4) verwendet.
Ansteuereinheit
Software
- Scopeclock Version 0.1
- erste vorzeigbare Version
- Aufbau bestehend aus:
- Oszilloskop (EO 213)
- Stellaris Launchpad
- Ansteuereinheit mit:
- DAC TLC7528
- RTC DS1307
- folgende Funktionen:
- digitale Anzeige Datum/Uhrzeit
- analoge Uhr (noch mit Fehlern!)
- Ausgabe interner Temperatursensor des Stellaris Launchpads
- ...ein Bild
Linksammlung
- Beschaffung von Röhren, Fassungen, Trafos:
- Beispielprojekte:
- http://www.jogis-roehrenbude.de/Leserbriefe/Scope-Clock/Scope-Clock.htm
- http://www.jogis-roehrenbude.de/Leserbriefe/Erhards_Scope-Clock/HS_ScopeClock.htm
- http://www.webx.dk/oz2cpu/clock-scope/scope.htm
- http://dutchtronix.com/ScopeClock.htm
- http://www.electronixandmore.com/project/scopeclock/index.html
- http://www.mikrocontroller.net/topic/97963
- http://www.derivedlogic.com/Scope%20Clock/scopeclock.html
- http://www.microsyl.com/index.php/2010/03/28/scope-clock/
- http://www.cathodecorner.com/sc200c.html
- http://www.sgitheach.org.uk/scope2.html
Kontakt
Fragen und Anregungen können an Uwe gerichtet werden...